Dyskalkulie: Anzeichen, Therapie, Ursachen – _
Ist Dyskalkulie behandelbar?
Dyskalkulie ist behandelbar, aber nicht heilbar. Die Dyskalkulie-Therapie basiert fast ausschließlich auf einer individuellen und gezielten Förderung des betroffenen Kindes. Die Betroffenen erhalten keine medizinischen Maßnahmen, vor allem keine Medikamente.
Ein frühzeitiger Beginn der Behandlung – eventuell bereits begleitend zum Kindergarten – verhindert einen zu großen Leistungsrückstand im Verhältnis zu Klassenkameraden. Die individuelle Unterstützung bei Dyskalkulie basiert auf drei Säulen:
- Rechentraining
- Verhaltenstherapie
- Neuropsychologisches Training
Rechentraining
Das Rechentraining orientiert sich entweder am Lehrplan oder ist davon losgelöst. Mehr zu den angewendeten Übungsmethoden lesen Sie im Beitrag Dyskalkulie-Übungen.
Verhaltens- und neuropsychologisches Training
Eine Verhaltenstherapie hilft, dem Kind Strategien zur Problemlösung aufzuzeigen. Das neuropsychologische Training soll wichtige Hirnfunktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und visuell-analytisches sowie räumlich-konstruktives Denken verbessern.
Individuelle Zielsetzung
Ziel der Therapie bei Dyskalkulie ist, dass das Kind ein eigenes mathematisches Denken konstruiert und so ein Gefühl für Zahlen entwickelt. Das ermöglich dem Kind, Basiskompetenzen der Mathematik zu erfassen, um bestmöglich vom Unterricht zu profitieren.
Das individuelle Ziel richtet sich nach dem Lernstand, den bestehenden Kompetenzen, Bedürfnissen, Stärken und Schwierigkeiten. Im Zentrum stehen die ganz eigenen Stärken und Schwächen des Kindes. Daraus ergibt sich, dass eine Therapie in den meisten Fällen in Einzelsitzungen durchgeführt werden muss. Bei der Wahl des Therapeuten sollte man darauf achten, dass es spezialisierte Lerntherapeuten sind. Zwar gibt es kein eigenständiges Berufsbild des „Dyskalkulie-Therapeuten“, jedoch Psychotherapeuten, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben.
Verständnis und Mitarbeit der Eltern
Grundlage des richtigen Umgangs mit der Dyskalkulie ist ein genaues Verständnis der Störung. Die Rechenstörung bedeutet keine Beeinträchtigung der Intelligenz! Wichtig aber ist, dass die Angehörigen die Tragweite und die Folgen einer Dyskalkulie verstehen. Dazu gehört zum Beispiel das Wissen, dass bei der Dyskalkulie verschiedene psychologische Faktoren wie Druck und Frustration eine Rolle spielen.
Eltern und Therapeuten sollten bei der Dyskalkulie-Therapie zusammenarbeiten und das gemeinsame Vorgehen abstimmen. Die Aufgabe der Eltern ist die Unterstützung ihres Kindes. Die ganze Familie sollte dem Kind Rückhalt bieten. Dazu gehört, dass man ihm seine Stärken aufzeigt und ihm Zutrauen vermittelt. Die Eltern sollten dem Kind zu verstehen geben, dass Mathematik zwar nicht alles im Leben ist, aber dennoch große Bedeutung hat. Dazu sind lebensnahe Beispiele hilfreich (wie Ablesen der Uhr, Umgang mit Geld).
Trotz des immer empfohlenen Lobes ist eine zu hohe Erwartungshaltung an das Kind zu vermeiden. Es ist wichtig, dass dem Kind die Behandlungsperspektive verständlich ist: Die Therapie unterstützt langfristig und hilft, die Situation für die Zukunft zu verbessern.
Einbeziehen der Schule
Auch die Schule sollte in der Dyskalkulie-Therapie eine Rolle spielen. Grundlage des erfolgreichen Lernens ist eine gute Lernumgebung. Sind die Lehrer informiert und bestimmte Absprachen getroffen, erleichtert das in vielen Fällen den Anschluss der Kinder an den Unterricht. Sinnvolle Maßnahmen sind beispielsweise, dass das betroffene Kind eine längere Arbeitszeit oder eine geringere Aufgabenzahl erhält. Auch Taschenrechner sind mitunter hilfreich. Eine weitere Unterstützung sind innovative Lehrmethoden, die die Verbindung von realem Leben und Mathematik verdeutlichen.
Therapie bei Jugendlichen und Erwachsenen
Bisher fokussieren sich Förderprogramme hauptsächlich auf den Vorschul- und Grundschulbereich. Entsprechend gibt es nur wenige ansprechende Fördermaterialien für Jugendliche und Erwachsene. Es besteht Forschungsbedarf, den langfristigen Verlauf einer Rechenstörung bis in das Erwachsenenalter und die mögliche Entwicklung von begleitenden Störungen, speziell von Mathematik- und Schulangst, zu untersuchen.
Generell leisten technische Hilfsmittel einen wichtigen Beitrag in der Bewältigung, insbesondere in Ausbildung und Beruf. Dazu gehören Taschenrechner und digitale Anzeigen, da es einigen Menschen mit Dyskalkulie besonders schwerfällt, analoge Ziffern zu verarbeiten. Werden diese in der Ausbildung oder im Studium nicht erlaubt, hat der Betroffene die Möglichkeit, einen Antrag auf Nachteilsausgleich zu stellen.
Dauer und Kosten der Therapie
Es ist schwierig, eine Aussage über die Dauer der Dyskalkulie-Therapie zu treffen. In den meisten Fällen erstreckt sich die Therapie über mindestens ein Jahr. Die Fortschritte sind im Einzelfall jedoch sehr schwer vorhersehbar.
Ein weiteres Problem sind die Therapie-Kosten, die die Eltern in vielen Fällen selbst übernehmen müssen. Für die gesetzliche Krankenversicherung hat die Dyskalkulie keinen Krankheitswert, weshalb aus ihrer Sicht kein Behandlungsbedarf besteht. Unter bestimmten Umständen, zum Beispiel bei zusätzlich bestehenden Erkrankungen wie dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS), übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Behandlung aber.
Medizinische Geräte und Verbandsmaterialien findest du hier zum Vorzugspreis.
#Anzeige
Source link