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Kopf-Hals-Krebs: Präzisere Therapie durch Flüssigbiopsie der Lymphflüssigkeit?

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US-Amerikanische Forschende sehen den Nachweis von HPV-DNA in der Lymphflüssigkeit, die nach Operationen im Kopf-Hals-Bereich bei Tumorpatienten anfällt als Biomarker, der eine zielgerichtetere Therapie ermöglichen könnte.

Das Autorenteam der aktuell publizierten Studie um José P. Zevallos, M.D., M.P.H., von der Pitt School of Medicine und des UMPC Hillmann Cancer Center, Pittsburgh (USA) geht davon aus, dass sich mittels der von ihnen vorgeschlagenen Flüssigbiopsie der nach einer Operation anfallenden Lymphflüssigkeit das Rezidivrisiko vorhersagen lässt. Das könnte den behandelnden Ärzten bei der Entscheidung helfen, ob adjuvante Therapien bei Patienten mit HPV-positivem Kopf-Hals-Krebs intensiviert werden sollten oder sicher reduziert werden können

„In den letzten zehn Jahren ist das Interesse an der Flüssigbiopsie gestiegen, um Krebsrezidive nach der Behandlung aufzuspüren”, sagte Zevallos. „Unser Ziel war es, die Flüssigbiopsie in die kurative Behandlung von Kopf-Hals-Krebs einzubringen, damit wir sie nicht nur zur Erkennung von Rezidiven, sondern auch zur Entscheidungsfindung bei der Behandlung einsetzen können.“ Zevallos zufolge haben HPV-positive Oropharynxkarzinome inzwischen Gebärmutterhalskrebs als häufigste HPV-bedingte maligne Erkrankung abgelöst und die Inzidenzen steigen weltweit stark an.

Bei bis zu 30 Prozent der Kopf-Hals-Krebs-Patienten kommt es zu Rezidiven, die auf schwer detektierbare Krebszellen zurückzuführen sind, die sich der Behandlung entziehen. Flüssigbiopsien zielen darauf ab, verräterische Anzeichen für verweilende Krebszellen aufzudecken. Zevallos, ein chirurgischer Onkologe, fragte sich jedoch, ob chirurgische Lymphflüssigkeit für die Flüssigbiopsie bei Kopf-Hals-Krebs aufschlussreich sein könnte.

„Nach einer Operation wird den Patienten in der Regel eine Drainage gelegt, um die Lymphflüssigkeit abzutransportieren“, so Zevallos. „Diese Flüssigkeit wird normalerweise im Müll entsorgt, aber unsere Studie zeigt, dass sie unglaublich wertvoll ist. Mir gefällt das Konzept, einen Wert in Abfällen zu finden, die bisher übersehen wurden.“

Die neue Studie unter der Leitung von Zevallos und Co-Autorin Aadel Chaudhuri, M.D., Ph.D., Assistenzprofessorin für Radioonkologie an der Washington University School of Medicine in St. Louis, konzentrierte sich auf eine Kohorte von mehr als 100 Patienten, die wegen HPV-positivem Oropharynx-Plattenepithelzellkarzinom (OPSCC) behandelt wurden.

Nachdem den Patienten der Tumor operativ entfernt worden war, sammelte das Team 24 Stunden nach der Operation Lymphflüssigkeit und Blutproben zum Vergleich. Anschließend maßen sie die zellfreie DNA.

Sie fanden zellfreie HPV-DNA (cf-HPV) in 78 Prozent der Lymphflüssigkeitsproben, aber nur in zwölf Prozent der Blutproben. Auffallend ist, dass die cf-HPV-Werte in der Lymphflüssigkeit tausendmal höher waren als im Blut. Das deutet nach Ansicht der Autoren darauf hin, dass in diesem chirurgischen Abfall HPV-DNA mit größerer Empfindlichkeit als im Blut nachgewiesen werden kann.

Nach der Operation benötigen Patienten unter Umständen eine adjuvante Strahlentherapie mit oder ohne Chemotherapie. Der Goldstandard, auf den Kliniker bei dieser Entscheidung zurückgreifen, ist die chirurgische Pathologie, bei der Lymphknoten und Operationsränder visuell auf Hinweise auf bösartige Zellen untersucht werden.

Die Analyse der Lymphflüssigkeit entsprach dem Goldstandard. Die Häufigkeit von cf-HPV in der Lymphflüssigkeit stand in engem Zusammenhang mit der Anzahl der Lymphknoten, auf die sich der Krebs ausgebreitet hatte, und seiner Aggressivität in diesen Knoten. Ebenso war bei Patienten ohne metastatische Lymphknoten kein cf-HPV nachweisbar. Die chirurgische Pathologie ist zwar informativ, kann aber subjektiv sein und spiegelt die Aggressivität eines Krebses nicht immer genau wider, so Chaudhuri. In dieser Lücke könne der neue Test „wirklich glänzen“, betonte die Autorin.

So wurde beispielsweise bei zwei Patienten in der Studie aufgrund der Pathologieergebnisse ein geringes Rezidivrisiko festgestellt, sodass sie keine adjuvante Strahlentherapie erhielten. Beide erlitten innerhalb eines Jahres ein Krebsrezidiv. Während cf-HPV im Blut nicht nachgewiesen werden konnte, war die nur 24 Stunden nach der Operation entnommene Lymphflüssigkeit positiv für cf-HPV, was darauf hindeutet, dass der Test Hochrisikopatienten aufspüren könnte, die bislang nicht erfasst werden.

„Dieser Test gibt nicht nur wieder, was die Pathologie uns sagt, er liefert uns mehr Informationen“, sagte Chaudhuri. „Wir zeigen, dass wir aggressive Krebsarten auch dann finden können, wenn sie in der Goldstandard-Pathologie übersehen werden“. Das mache den Test zu einem „Wendepunkt“.

Andererseits könnte die Analyse der Lymphflüssigkeit bei einigen Patienten eine sichere Deeskalation der Behandlung ermöglichen. Bei drei Patientinnen in der Studie, die eine adjuvante Chemotherapie erhielten, war in ihrer Lymphflüssigkeit kein cf-HPV nachweisbar. Das deute darauf hin, dass sie ein geringes Risiko für ein Wiederauftreten hatten. Die Forscher vermuten, dass eine weniger aggressive adjuvante Therapie angemessen gewesen sein könnte. Das müsse jedoch weiter untersucht werden.

Als Nächstes entwickelte das Team ein maschinelles Lernmodell zur Vorhersage des progressionsfreien Überlebens. Einbezogen wurden dabei cf-HPV aus Blut und Lymphflüssigkeit sowie Pathologiedaten und andere Patienteninformationen. Das Modell identifizierte präzise Patienten mit niedrigem und hohem Risiko. Die cf-HPV aus der Lymphflüssigkeit war den Studienautoren zufolge ein sehr wichtiger Aspekt des Modells.

„Wir können anhand einer Flüssigkeit, die nur 24 Stunden nach der Operation entnommen wird, vorhersagen, welche Patienten einen Rückfall erleiden werden und welche rezidivfrei bleiben“, so Zevallos. „Das könnte für Behandlungsentscheidungen in der Klinik von großem Wert sein.“

Erland N et al. Sensitive MRD detection from lymphatic fluid after surgery in HPV-associated oropharyngeal cancer. Clin Cancer Res 2023 Nov 8.

University of Pittsburgh, 18.12.2023

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