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Tinnitus: Behandlung, Ursachen, Symptome – _

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Tinnitus: Behandlung

Tinnitus zu behandeln, ist gar nicht so einfach. Oftmals lässt sich nämlich die Ursache des Ohrensausens nicht bestimmen. Generell gilt: Ein Tinnitus sollte möglichst frühzeitig behandelt werden, um zu verhindern, dass er chronisch wird. Ein chronischer Tinnitus liegt vor, wenn die Beschwerden seit mindestens drei Monaten bestehen. Bei kürzerer Dauer spricht man von akutem Tinnitus.

Dauer sowie Schweregrad der Ohrgeräusche beeinflussen die Behandlung ebenso wie die Ursache (falls feststellbar).

Akuter Tinnitus: Behandlung

Bei einem akuten subjektiven Tinnitus (nur vom Patienten wahrnehmbar) mit unklarer Ursache und nur geringer Beeinträchtigung kann zunächst zwei bis drei Tage abgewartet werden, ob sich die Ohrgeräusche spontan bessern (z.B. Ohrenfiepen nach einem lauten Konzert).

Wenn nicht oder wenn der Tinnitus den Patienten von Beginn an stärker beeinträchtigt, wird in der Regel sofort eine Behandlung mit Glukokortikoiden (“Kortison”) eingeleitet. Diese Arzneistoffe wirken unter anderem entzündungshemmend und abschwellend. Sie werden meist als Infusion oder in Form von Tabletten verabreicht; manchmal spritzt der Arzt eine Kortisonlösung auch direkt durch das Trommelfell ins Mittelohr (intratympanale Applikation).

Ist bei einem subjektiven Tinnitus die Ursache bekannt, wird nach Möglichkeit eine ursächliche (kausale) Tinnitus-Therapie eingeleitet. Einige Beispiele:

  • durchblutungsfördernde Medikamente: Infusionen mit solchen Medikamenten kann der Arzt geben, wenn er die Tinnitus-Ursache im Innenohr vermutet. Die Behandlung kann aber auch bei Tinnitus unbekannter Ursache versucht werden. Die Medikamente sorgen dafür, dass der Ohrenbereich besser mit Blut und Sauerstoff versorgt wird.
  • Blutdrucksenker: Steht der Tinnitus im Zusammenhang mit Bluthochdruck, wird der Arzt eine passende Behandlung einleiten – unter anderem mit blutdrucksenkenden Medikamenten.
  • physiotherapeutische Behandlung: Sie ist sinnvoll, wenn orthopädische Funktionsstörungen wie Fehlstellungen oder Verletzungen der Halswirbelsäule für die Ohrgeräusche verantwortlich sind.
  • kieferorthopädische Behandlung: Sie soll Fehlbildungen des Gebisses oder Kiefergelenksbeschwerden, die Ohrgeräusche auslösen, korrigieren.

Auch bei einem objektiven Tinnitus (Ohrgeräusche, die auch von einem Untersucher bzw. messtechnisch wahrnehmbar sind) wird ebenfalls möglichst die Ursache – also die körpereigene Schallquelle (z.B. Strömungsgeräusche des Blutes bei Gefäßverengung, Tumor) behandelt. Dafür kann zum Beispiel ein mikrochirurgischer Eingriff und/oder eine Strahlentherapie notwendig sein.

Chronischer Tinnitus: Behandlung

Ein chronischer Tinnitus ist nie angenehm. Doch während es manchen Betroffenen gelingt, sich mit dem ständigen Ohrensausen zu “arrangieren”, leiden andere Höllenqualen und bekommen mitunter sogar psychische Probleme.

Die Behandlung beim chronischen Tinnitus muss dementsprechend individuell geplant werden, also angepasst unter anderem an die Ursache (falls bekannt) und den Schweregrad der Ohrgeräusche sowie begleitende Störungen wie Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen.

Zudem werden wie beim akuten Tinnitus auch beim chronischen Tinnitus bestehende Grund- und Begleiterkrankungen (wie Bluthochdruck) je nach Bedarf fachgerecht behandelt.

Tinnitus-Counselling

Basis jeder Tinnitus-Therapie bei chronischen Beschwerden sollte ein Counselling sein, also eine auf eine gute Diagnostik gestützte Aufklärung und Beratung des Patienten. Dabei wird etwa besprochen, wie die Ohrgeräusche beim Patienten (vermutlich) entstanden sind, welche Faktoren sie verstärken und das Ohr schädigen können (wie Lärm) und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt – auch hinsichtlich bestehender Begleiterkrankungen (wie Depressionen).

Außerdem werden dem Patienten Strategien im Umgang mit den chronischen Ohrgeräuschen vermittelt. Es werden etwa Techniken erlernt, mit deren Hilfe der Tinnitus besser verarbeitet oder sogar zurückgedrängt werden kann.

Wichtig ist auch, bestehende Ängste und überzogene Erwartungen des Patienten in Bezug auf die Tinnitus-Heilung abzubauen. Es stimmt zwar, dass es bislang keine Möglichkeit gibt, die hartnäckigen Ohrgeräusche einfach komplett “abzuschalten”. Mit der richtigen Behandlung lässt sich aber viel tun, um die Situation für den Patienten zu verbessern.

Hörgeräte

Patienten mit chronischem Tinnitus und Hörverlust sollten eine passende Hörhilfe erhalten – je nach Bedarf ein- oder beidseitig. Der Ausgleich des Hörverlusts mit einem Hörgerät kann die Tinnitusbelastung verringern und dazu beitragen, dass der Betroffene die Ohrgeräusche mit der Zeit kaum oder gar nicht mehr bewusst wahrnimmt (Tinnitushabituation).

Stark schwerhörigen und ertaubten Tinnitus-Patienten wird ein Cochlea-Implantat (ein- oder beidseitig) empfohlen. Das Innenohrimplantat kann die anhaltenden Ohrgeräusche gut unterdrücken. Dieser positive Effekt ist offenbar altersunabhängig – kann sich also bei jüngeren Patienten ebenso einstellen wie etwa bei Patienten über 80 Jahre.

Hörtherapie

Es gibt Hinweise, dass Tinnitus-Patienten mit Hörverlust von speziellen Hörtherapien profitieren können. Eine solche Therapie kann zum Beispiel Übungen umfassen, mit denen gezielt die Fähigkeiten der zentralen Hörverarbeitung wie Richtungshören, Fokussierung und Differenzierung im Störlärm (mit und ohne Hörgerät) geübt werden. Auch speziell das Überhören des Tinnitus kann man trainieren.

Solche hörtherapeutische Maßnahmen können auch helfen, dass die Patienten ihr Hörgerät besser akzeptieren. Das kann die Gewöhnung an die Ohrgeräusche (Tinnitushabituation) fördern.

Verhaltenstherapie

Sehr empfehlenswert bei chronischem Tinnitus sind verschiedene Methoden der Verhaltenstherapie. Ihr Ziel: Die Patienten sollen sich so an die ständigen Ohrgeräusche gewöhnen (Habituation), dass sie diese kaum oder gar nicht mehr wahrnehmen. Dafür müssen die Patienten aber für solche Verfahren geeignet sein und sich darauf einlassen.

Ein wirksames Verfahren ist zum Beispiel eine auf Tinnitus ausgerichtete kognitive Verhaltenstherapie. Mit ihr lässt sich erreichen, dass die Patienten besser mit ihrem Tinnitus umgehen können und gleichgültiger ihm gegenüber werden – bestenfalls nehmen sie ihn kaum oder gar nicht mehr wahr.

Eine Verhaltenstherapie kann ambulant oder stationär durchgeführt werden. In eingeschränkter Weise ist auch eine internetbasierte Verhaltenstherapie bei chronischem Tinnitus wirksam.

Manuelle und physiotherapeutische Therapien

Für bestimmte Patienten mit chronischem Tinnitus können manuelle und physiotherapeutische Therapien sinnvoll sein – und zwar dann, wenn gleichzeitig Funktionsstörungen in der Halswirbelsäule oder der Kiefer- und Kaumuskulatur bestehen und diese bei der ärztlichen Untersuchung nachweislich direkt mit der Tinnituswahrnehmung in Beziehung stehen.

Selbsthilfe

Wer an chronischem Tinnitus leidet, sollte Selbsthilfeangebote nutzen, zum Beispiel persönliche Treffen mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe oder internetbasierte Angebote. Das kann die Behandlung der anhaltenden Ohrgeräusche wirksam unterstützen.

Tinnitus-Retrainings-Therapie (TRT)

Bei der Tinnitus-Retrainings-Therapie (TRT) handelt es sich um eine Kombination aus Counselling und einer akustischen Therapie mit frequent-unadaptiertem Rauschen.

Laut der aktuellen Leitlinie “Chronischer Tinnitus” kann die TRT als langfristige Therapiemaßnahme (mind. 12 Monate) erwogen werden. Es lässt sich dafür zumindest eine schwache Wirksamkeit nachweisen. Von einer kurzfristigen Anwendung der TRT wird aber abgeraten, weil sie keinen nachweislichen Effekt auf die anhaltenden Ohrgeräusche hat.

Nicht empfohlene Therapien

Nicht empfohlen bei chronischem Tinnitus wird ein Rauschgenerator oder Noiser. Das ist ein kleines Gerät, das wie ein Hörgerät am Ohr getragen wird und ein individuell angepasstes leises Geräusch erzeugt. Das soll das Gehirn vom Tinnitus ablenken, sodass er nicht mehr wahrgenommen wird. Für Patienten mit gleichzeitigem Hörverlust gibt es auch Hörgeräte mit Noiserfunktion.

Laut aktueller Leitlinie ist ein Noiser bei chronischem Tinnitus aber nicht sinnvoll: Die Wirksamkeit von Noisern bei normalhörigen Patienten ist nicht belegt. Auch eine Noiserfunktion zusätzlich zum Hörgerät bringt schwerhörigen Patienten keinen Vorteil.

Für musiktherapeutische Ansätze (wie die Tinnituszentrierte Musiktherapie, TIM) gibt es auch keine Empfehlung bei der Behandlung von chronischem Tinnitus. Solche Verfahren können zwar die Hörfähigkeit schulen. Es gibt jedoch keine Studien, die ihre Wirksamkeit bei chronischen Tinnitus belegen.

Es gibt noch weitere Verfahren, die oftmals zur Behandlung von chronischem Tinnitus angepriesen werden, auf die aber laut Leitlinie verzichtet werden soll. Dazu zählen etwa:

  • Tailor-Made-Notched-Musik-Therapie (TMNMT): fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus; mögliches Schadenspotential
  • Sound-Therapie (diverse Verfahren zur Stimulation durch Töne, Geräusche, auditive Szenen etc.): wegen der Vielzahl an Verfahren keine übergreifende positive Empfehlung möglich; fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus
  • akustische Neuromodulation: fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus; mögliches Schadenspotential
  • transkranielle Magnetstimulation der Hörrinde im Gehirn (auditorischer Kortex): widersprüchliche Ergebnisse bzgl. Wirksamkeit
  • transkranielle Elektrostimulation: fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus
  • Vagusnerv-Stimulation (allein oder in Verbindung mit akustischer Stimulation): fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus
  • transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen Tinnitus
  • Low-Level-Lasertherapie: fehlender Nachweis einer sicheren Durchführung und einer Wirksamkeit gegen Tinnitus
  • (Elektro-)Akupunktur: fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen Tinnitus; mäßige Hinweise auf eine Wirksamkeit bei Begleitstörungen wie Verspannungen oder Schmerzen (evtl. mit positivem Effekt auf den Tinnitus)
  • Nahrungsergänzungsmittel (Knoblauch, traditionelle chinesisch.koreanische Kräutermedizin, Honigbienenlarven, verschiedene Bitamine und Mineralien etc.): fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen Tinnitus
  • bestimmte Medikamente (Betahistin, Ginkgo, Antidepressiva, Benzodiazepine, Zink, Melatoinin, Cannabis, Oxytocin, Steroide oder Gabapentin): fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus; potenziell signifikante Nebenwirkungen

Bestehende Begleiterkrankungen von Tinnitus (wie Angststörungen und Depressionen) sollten aber, wenn nötig, sehr wohl medikamentös behandelt werden (entsprechend der verfügbaren Leitlinien).

Tinnitus: Was Sie selbst tun können

Anders als die Augen kann ein Mensch seine Ohren nicht verschließen. Der Hörsinn ist gewissermaßen immer auf Empfang – sogar, wenn wir schlafen. Trotzdem sind Betroffene einem Tinnitus nicht ausgeliefert. Der Mensch kann durchaus Strategien entwickeln, um mit den Ohrgeräuschen besser zurechtzukommen.

  • Stille meiden: Hört sich zunächst komisch an. Doch je stiller die Umgebung ist, desto mehr fallen einem die Ohrgeräusche auf. Besonders beim Einschlafen kann es deshalb helfen, einen Zimmerbrunnen plätschern zu lassen, Naturgeräusche oder leise Musik abzuspielen. Probieren Sie aus, was am besten für Sie funktioniert.
  • Gelassen bleiben: Entscheidend ist auch die innere Einstellung zum Ohrensausen. Ganz allgemein ordnen wir Geräusche unterschiedlich ein. Meeresrauschen etwa wird von vielen Menschen als beruhigend empfunden, ein Laubbläser nervt eher, Kindergeschrei wird von manchen als schön und von anderen als störend empfunden, und einen Feueralarm sollte man tunlichst als Hinweis auf eine Gefahr deuten. Nimmt ein Betroffener also den Tinnitus als bedrohlich war, wird sein Bewusstsein die Ohrgeräusche nicht ausblenden. Eine Gefahr zu ignorieren, hätte in der Evolution schließlich den Tod bedeuten können. Gelingt es dem Patienten dagegen, eine gelassene Haltung zum Tinnitus zu entwickeln, kann er ihn teilweise oder komplett aus dem Bewusstsein verdrängen.
  • Stress abbauen: Ebenfalls hilfreich ist alles, was entspannt. Denn unter Stress ist der Mensch besonders dünnhäutig und reagiert überempfindlich . auch auf Geräusche. Vielleicht gelingt es Ihnen, Ihr Leben ein wenig umzustrukturieren, mehr Ruhe in den Alltag zu bringen und Belastungen abzubauen. Auch hier kann eine kurze therapeutische Intervention helfen, um sich von tief verinnerlichtem Leistungsdenken zu verabschieden. Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Achtsamkeitsübungen, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen sowie Yoga, Meditation oder Tai-Chi können ebenfalls sinnvoll sein und den eigenen Stresspegel senken.
Wie der Tinnitus-Teufelskreis durchbrochen wird
Tinnitus
Eine gelassene Haltung gegenüber dem Ohrgeräusch sowie Stressabbau können helfen, aus dem Tinnitus-Teufelskreis auszubrechen.

Nicht zuletzt profitieren Tinnitus-Patienten auch von Selbsthilfeangeboten (siehe oben).

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