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US-Studie zum Screening auf Diabetes und Prädiabetes: Besser Alter, nicht Körpergewicht als Anhaltspunkt nehmen

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Um die größte Anzahl von Menschen aller ethnischen Gruppen mit Prädiabetes und Diabetes zu erfassen, sollte man sich auf das Alter, nicht auf das Gewicht dieser Personen konzentrieren – zu diesem Ergebnis sind Forschende der Northwestern Medicine (USA) in einer neuen Studie gekommen.

In den USA werde mit einem Screening aller Erwachsenen im Alter von 35 bis 70 Jahren, unabhängig vom Gewicht, der größte Anteil von Erwachsenen mit Prädiabetes und Diabetes identifiziert, schreiben die Wissenschaftler. Dieser Ansatz erhöhe auch die Fähigkeit, Prädiabetes und Diabetes über ethnischen Gruppen hinweg zu diagnostizieren, so die Erkenntnis der Arbeitsgruppe. „Alle großen ethnischen Minderheiten entwickeln einen Diabetes bei einem geringerem Körpergewicht als weiße Erwachsene“, erklärt der leitende Forscher der Studie, Dr. Matthew O’Brien, außerordentlicher Professor für Medizin an der Northwestern University Feinberg School of Medicine (USA). Am ausgeprägtesten sei dies bei Amerikanern asiatischer Abstammung. „Das mag kontraintuitiv klingen, weil wir Übergewicht oder Adipositas als Hauptursache für Diabetes ansehen“, räumt der Mediziner ein.

Die U.S. Preventive Services Task Force (USPSTF) empfiehlt derzeit, nur Personen zwischen 35 und 70 Jahren zu untersuchen, die übergewichtig oder adipös sind. „Wenn wir aber Entscheidungen über Diabetestests auf der Grundlage des Gewichts treffen, werden wir einige Menschen aus ethnischen Minderheiten übersehen, die Prädiabetes und Diabetes bei einem geringeren Körpergewicht entwickeln.“

Bei Erwachsenen aus ethnischen Minderheiten kommt es im Vergleich zu weißen Erwachsenen oft später zu einer Diabetesdiagnose. Dies hat zur Folge, dass die Krankheit schwerer zu kontrollieren ist und die Betroffenen mit höherer Wahrscheinlichkeit Diabeteskomplikationen in Bezug auf Herz, Augen und Nieren entwickeln. Gleichzeitig, so die Wissenschaftler, sei bei ihnen auch das Mortalitätsrisiko erhöht.

„Diabetes ist eine Erkrankung, bei der es immer noch Unterschiede zwischen den Ethnien gibt, die inakzeptabel sind“, betont O’Brien. „Deshalb brauchen wir einen Screening-Ansatz, der die Chancengleichheit maximiert. Wenn wir alle Betroffenen früher erkennen können, hilft uns das, diese Unterschiede und die daraus resultierenden schlechten Outcomes zu verringern.“

Ungefähr die Hälfte der Erwachsenen in den USA leidet nach Angaben der Forschenden an Typ-2-Diabetes oder Prädiabetes, was ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit darstellt. Insgesamt sind sich dabei 81 Prozent der Erwachsenen mit Prädiabetes nicht bewusst, dass sie an dieser Erkrankung leiden, und 23 Prozent der Diabetesfälle werden nicht diagnostiziert. Bis zu 70 Prozent der Erwachsenen mit Prädiabetes entwickeln schließlich tatsächlich einen Diabetes.

Asiatisch-stämmige Erwachsene mit Prädiabetes und Diabetes: Mit der höchsten Wahrscheinlichkeit nicht erkannt

US-amerikanische Erwachsene asiatischer Abstammung entwickeln laut den Autoren der aktuellen Studie häufig einen Diabetes beziehungsweise Prädiabetes bei normalem Körpergewicht. Infolgedessen stellten sie diejenige Bevölkerungsgruppe dar, die am wahrscheinlichsten übersehen werde, wenn man die jüngsten Leitlinien für ein Screening auf Prädiabetes oder Diabetes anwendet, heißt es in dem Fachartikel. Diesem zufolge leiden schätzungsweise sechs Millionen asiatisch-stämmiger Amerikaner an Prädiabetes oder einem nichtdiagnostizierten Diabetes.

Laut den Autoren handelt es sich um die erste Studie, in der die Auswirkungen der aktuellen Screening-Empfehlungen auf die gesundheitliche Chancengleichheit in den USA untersucht wurden. Die Forschenden bewertete die klinische Leistung der Empfehlung für das Prädiabetes- und Diabetes-Screening der USPSTF aus dem Jahr 2021 sowie alternative Alters- und Body-Mass-Index(BMI)-Cutoffs. Dabei beurteilten sie sie deren Leistung in der gesamten erwachsenen US-Bevölkerung sowie getrennt nach ethnischer Zugehörigkeit.

Die Task Force hatte außerdem vorgeschlagen, dass man ein früheres Screening bei ethnischen Gruppen mit hohem Diabetesrisiko in jüngeren Jahren oder bei einem niedrigerem BMI in Betracht ziehen sollte, jedoch wurden diese Alternativen nicht offiziell in die Empfehlung aufgenommen. Die aktuelle Studie bewertete mehrere Optionen für ein zeitigeres Screening; die sich daraus ergebende Evidenz könnte zukünftige Formulierungen der Task-Force-Leitlinie beeinflussen, glauben sie.

„Es ist zwingend erforderlich, dass wir einen Screening-Ansatz finden, der für die gesamte US-Bevölkerung gleich ist“, betont O’Brien. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Screening aller Erwachsenen im Alter von 35 bis 70 Jahren, unabhängig von Gewicht oder BMI, bei allen ethnischen Gruppen gleichermaßen funktioniert.“ Viele Studien hätten ergeben, dass nur die Hälfte der infrage kommenden Erwachsenen oder sogar weniger auf einen Prädiabetes oder Diabetes getestet würden. Screening-Entscheidungen allein auf der Grundlage des Alters zu treffen, sei für Ärzte auch einfacher umzusetzen, was zu einer größeren Akzeptanz dieses Screening-Ansatzes führen könnte, erklärte O’Brien. „Es gibt viele Möglichkeiten, Patienten und Behandler dazu zu bringen, diese Tests durchzuführen, die im Mittelpunkt zukünftiger Forschung stehen sollten.“

Die kürzlich veröffentlichte epidemiologische Studie wurde in Zusammenarbeit mit Forschenden der U.S. Centers for Disease Control and Prevention und der Emory University (USA) unter Verwendung national repräsentativer Daten aus den National Health and Nutrition Examination Surveys durchgeführt.

O´Brien MJ et al. Screening for Prediabetes and Diabetes: Clinical Performance and Implications for Health Equity. AJPM 24.03.2023; doi: 10.1016/j.amepre.2023.01.007

Northwestern University, 24.03.2023

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